Sternklare Zahnschmerzen - Die CD

ZITAT DES MONATS

Humor ist einfach ein komische Art, Ernst zu sein.

Sir Peter Ustinov (1921-2004)



Der liebe Gott möge uns das verzeihen

Mai

15.

"Und - wie haben Sie das verlängerte Wochenende verbracht?" fragte ich beiläufig, wie man eben manchmal bei verlängerten Wochenenden so fragt. "Leider jetzt nichts wirklich Schönes" kam die Antwort. "Wir haben - der liebe Gott möge uns das verzeihen - die Feiertage auf unserem Dachboden gearbeitet. Wir wollten doch endlich diese Baustelle fertig bekommen ..."

Ich war nicht schlecht überrascht über diese Antwort. Jetzt weniger über die Aussage, dass auf dem Dachboden gearbeitet wurde, sondern über diese - im Einschub versteckte - überaus spannende Frage der Alltags-Theologie: Verzeiht der liebe Gott das Arbeiten am Feiertag?

Generell finde ich es bedauerlich und ungut, dass sowohl öffentlich wie auch im privaten Bereich Feiertage zunehmend den Wochentagen angeglichen werden. Aber das ist der gegenwärtige Punktsieg der Individualisierung über die Gemeinschaftskultur. Gesellschaftlich bleibt dort mancherlei kulturell Verbindendes und auch ein Stück Menschlichkeit auf der Strecke. Theologisch ist natürlich das 3. Gebot "Du sollst den Feiertag heiligen!" berührt. Welche Optionen stellen sich für Gott?

Option A: Gott verzeiht das Arbeiten nicht! Dann hat er gegenwärtig vermutlich eine Menge nicht zu verzeihen. Und zwar so viel, dass das Nichtverzeihen glatt in Arbeit ausartet. Was wiederum am Feiertag auch nicht schön ist: Nicht für die Menschen und nicht für Gott.

Option B: Gott verzeiht das Arbeiten (zumal wenn wie in dem konkreten Fall hier schon schuldbewusst quasi um Verzeihung gebeten wurde)! Das hätte für Gott den Vorteil, dass er wieder einmal eine seiner großen Stärken ausspielen könnte, nämlich sich von seiner barmherzigen Seite zu zeigen. Und der Mensch wird vermutlich auch irgendwann wieder verstärkt von alleine darauf kommen, dass es nicht gut ist, permanent durchzuarbeiten.



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