Sternklare Zahnschmerzen - Die CD

ZITAT DES MONATS

Humor ist einfach ein komische Art, Ernst zu sein.

Sir Peter Ustinov (1921-2004)



Späte Verehrung

Jan

17.

Es ist immer wieder bemerkenswert, dass einige Menschen erst nach ihrem Tod eine Verehrung der Massen erfahren, die ihnen zu Lebzeiten so nicht zu Teil wurde. Mal sechs Beispiele aus verschiedenen Jahrhunderten:

- Ötzi (gest. zwischen 3359-3105 v. Chr.): Durch das Abschmelzen der Gletscher kam der "Mann vom Hauslabjoch" nach gut fünf Jahrtausenden des Eisschlafes wieder ans Tageslicht. Hätte er jemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass man ihm ein eigenes Museum (Was ist das?) in Bozen baut? Dass er als Einmaligkeit in der wissenschaftlichen Fachwelt (Was ist das?) gilt und er mit dem Spitznamen "Ötzi" zu Weltruhm gelangt?

- Der Heilige Liborius (+397): Bischof im französischen Le Mans, der dort segensreich wirkte. Man stelle sich vor, ihn hätte zu Lebezeiten die Vision ereilt, dass seine 440 Jahre nach seinem Ableben ins verschlafene Westfalen gekarrten Knochen einen Kult auslösen, der heutzutage alljährlich ein neuntägiges Kirchen- und Volksfest in Paderborn mit 1,5 Millionen Besucher mit Namen "Libori" bewirkt? Er hätte diese Vision als Ausgeburt des Satans gegeißelt!

- Guy Fawkes (1570-1606): Gutaussehender, schnurrbärtiger und fanatischer Attentäter, der gescheitert und gehängt endete. Hätte er sich gedacht, dass sein Gesicht noch 400 Jahre später für Hunderttausende als Maske das Symbol für Widerstand der "Occupy Wall-Street-Bewegung" und manch anderer Protest-Kundgebung ist?

- Vincent van Gogh (1853-1890): Genialer wie zu Lebzeiten notorisch erfolgloser und finanziell chronisch klammer Maler. Hätte er sich träumen lassen , dass seine Werke einst zu Millionen-Preisen verhökert werden und er zu den teuersten Malern der Welt zählt?

- Dietrich Bonhoeffer (1906-1945): Zu Lebzeiten ein recht alleingelassener theologischer Rufer in einer Wüste der Unmenschlichkeit und auf Hitlers persönliches Geheiß hingerichtet. Ob er sich vorgestellt hat, dass sein Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen" später millionenfach jährlich in ganz anderen Kontexten gesungen wird?

- Anne Frank (1929-1945): Ein so kurzes Leben. Sie wäre gerne einfach nur ein normales Mädchen gewesen. War sie aber nicht. Ihr Tagebuch mit dem Bericht über ein zweijähriges Verstecken vor der Barbarei berührt Millionen. Ihr Wunsch, eine große Schriftstellerin zu werden, ist in Erfüllung gegangen. Leider erst Jahre nach ihrer Ermordung.

Von Max Reger stammt der Ausspruch: "Das Schwein und der Künstler werden erst nach ihrem Tod geschätzt." Für manche und manches gilt dieser Aspekt noch in ganz anderer Hinsicht.



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